top of page

Unser Gehirn – ein Wunderwerk

Wie funktioniert unser Gehirn? Wie schaffen wir es, die Chancen der Vielfalt (Neurodiversität) zu nutzen? Was bedeutet das für die Begleitung unserer Kinder?

Neuronen sind über Synapsen miteinander verbunden und kommunizieren durch elektrische Impulse und chemische Signale.
Neuronen sind über Synapsen miteinander verbunden und kommunizieren durch elektrische Impulse und chemische Signale.

Das menschliche Gehirn ist eines der komplexesten und faszinierendsten Organe, die wir kennen. Es ist nicht nur die Steuerzentrale unseres Körpers, sondern auch der Sitz unserer Gedanken, Gefühle und Persönlichkeit. Jeden Tag verarbeitet es Milliarden von Informationen, steuert unzählige Bewegungen und ermöglicht uns, mit der Welt um uns herum zu interagieren. Doch wie funktioniert dieses Wunderwerk eigentlich, und warum gibt es so große Unterschiede in der Art und Weise, wie Menschen denken und handeln?


Das Gehirn: Ein Netzwerk aus Milliarden von Zellen

Unser Gehirn besteht aus etwa 86 Milliarden Nervenzellen, den sogenannten Neuronen. Diese Neuronen sind über Synapsen miteinander verbunden und kommunizieren durch elektrische Impulse und chemische Signale. Du kannst dir vorstellen, wie in einer großen Stadt die Straßen und Wege miteinander vernetzt sind – so ähnlich arbeitet auch unser Gehirn. Jede „Straße“ hat eine bestimmte Funktion: Einige steuern Bewegungen, andere sind für Sprache, Gedächtnis oder Emotionen zuständig.

Besonders spannend ist, dass das Gehirn äußerst anpassungsfähig ist. Diese Eigenschaft nennt man Neuroplastizität. Das bedeutet, dass sich Verbindungen zwischen den Neuronen je nach Erfahrung und Umwelt immer wieder neu bilden oder verändern können. Lernen wir etwas Neues, wie Fahrradfahren oder eine Fremdsprache, werden neue Verbindungen geknüpft. Das Gehirn ist also ein dynamisches Organ, das sich ein Leben lang weiterentwickelt.


Vielfalt im Denken und Fühlen: Die Rolle der Neurodivergenz

Auch wenn jedes Gehirn ähnlich aufgebaut ist, gleicht keines dem anderen. Wir alle haben unterschiedliche Stärken, Schwächen und Denkweisen. Dieser Unterschied wird besonders deutlich, wenn wir über Neurodiversität sprechen. Der Begriff beschreibt, dass Gehirne auf unterschiedliche Weise funktionieren können. Dennoch gibt es eine Normalverteilung und damit eine neurotypische Art und Weise, wie die Gehirne bei einer überwiegenden Mehrheit funktionieren. Bei einer Minderheit der Gesellschaft weichen die Ausprägungen (zB bei der Wahrnehmung) ab. Diese Gehirne bzw. Menschen werden als neurodivergent bezeichnet. Zu den bekanntesten Formen der Neurodivergenz gehören Autismus, ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung), Dyslexie oder Hochbegabung.


Was bedeutet das für betroffene Kinder und ihre Familien?

Kinder mit neurodivergenten Gehirnen nehmen die Welt oft anders wahr als neurotypische Kinder. Stell dir vor, du betrittst einen Raum voller Menschen: Ein neurotypisches Gehirn filtert automatisch viele Reize heraus – Gespräche im Hintergrund, das Summen der Lampen oder die Härte des Stuhls, auf dem man sitzt. Für ein neurodivergentes Kind jedoch können all diese Reize gleich intensiv sein. Das kann dazu führen, dass das Kind schneller überfordert ist oder sich zurückzieht. Das gilt natürlich nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene, die das allerdings als „normal“ empfinden, weil sie es nicht anders kennen und die Symptome besser ausblenden können („maskieren“).

Ein anderes Beispiel: Ein Kind mit Hochbegabung könnte Themen verstehen und Fragen stellen, die für Erwachsene beeindruckend, für Gleichaltrige jedoch oft ungewöhnlich erscheinen. Gleichzeitig könnte es Schwierigkeiten haben, einfache soziale Interaktionen zu meistern. Hier zeigt sich, wie individuell Neurodivergenz sein kann – sie ist sowohl Herausforderung als auch Chance.


Co-Regulation: Ein Schlüssel für Eltern

Ein wichtiger Ansatz im Umgang mit neurodivergenten Kindern ist die sogenannte Co-Regulation. Das bedeutet, dass Eltern ihre eigene Gefühlswelt so regulieren, dass sie ihrem Kind in herausfordernden Momenten Sicherheit und Orientierung bieten können. Zum Beispiel: Wenn ein Kind in einer lauten Umgebung ängstlich oder überreizt wird, hilft es, wenn die Eltern ruhig bleiben, klare Strukturen schaffen und empathisch reagieren. Dies unterstützt das Kind dabei, seine Gefühle besser zu verstehen und zu regulieren.


Warum Vielfalt bereichert

Neurodivergenz ist keine Störung, sondern eine andere Art, die Welt zu erleben. Viele der großen Erfinder, Künstler und Denker unserer Geschichte – von Albert Einstein bis Leonardo da Vinci – waren vermutlich neurodivergent. Ihre besondere Art zu denken hat die Welt verändert und bereichert. Diese Perspektive kann auch Eltern helfen, ihr Kind in seiner Einzigartigkeit zu sehen und zu unterstützen.


Fazit

Unser Gehirn ist ein Wunderwerk, das in seiner Vielfalt fasziniert. Die Unterschiede zwischen neurotypischen und neurodivergenten Menschen zeigen, wie individuell und anpassungsfähig dieses Organ ist. Als Eltern oder Bezugspersonen können wir viel bewirken, indem wir ein optimales Umfeld für diese Menschen schaffen und uns mit Geduld, Verständnis und Wissen auf die Perspektiven unserer Kinder einlassen. Denn in der Vielfalt liegt eine große Chance – für unsere Familien und nicht zuletzt unsere Gesellschaft.

 

 
 
 

1 Kommentar


E.K.
10. Jan.

Danke für diese allgemeine Erklärung. Im Alltag sieht man nur die akuten Probleme und nicht was dahintersteckt…

Gefällt mir

Ihr Kontakt zu uns

Wir freuen uns sehr, wenn Sie mit uns in Kontakt treten. Sei es, um mehr über eines unserer Angebote zu erfahren, eine Frage zu stellen oder, um mit uns in den Austausch zu gehen. Wir sind von Heilbronn, Sinsheim, Öhringen oder Ludwigsburg aus in ca. 20 min erreichbar, gerne arbeiten wir aber auch online.
 

Gerne können Sie dazu das folgende Kontaktformular befüllen, wir melden uns schnellstmöglich bei Ihnen.

Danke für die Nachricht! Wir werden uns schnellstmöglich bei Ihnen melden.

Impressum     Datenschutz     AGB         Hauptstraße 21 , 74189 Weinsberg           elternschaft-plus@web.de                       © 2024 Elternschaftplus

bottom of page